Jürgen Noltensmeier
All things must pass
Mit einem Text von Dr. Ingo Meyer
9,80 EUR
Ausstellungskatalog, 2020
herausgegeben vom Kunstverein Schieder-Schwalenberg
Format 210 x 210 mm
20 Seiten
ISBN 978-3-96703-019-8
In Jürgen Noltensmeiers Leben spielt die Literatur eine besondere Rolle, denn zunächst machte er sich in Literaturkreisen u. a. durch seinen Roman »Geburtenstarke Jahrgänge« einen Namen. Erst relativ spät bemühte er sich dann auch um Ausstellungsmöglichkeiten als bildender Künstler. Zu einer Vermischung von Malerei und Literatur kam es zu keiner Zeit.
Wie einst der »Maler-Schreiber« Eugène Delacroix trennt auch er das Neben- und Nacheinander. Während Noltensmeiers Roman von Jugendlichen aus jenem Milieu handelt, das von den auf der Leinwand dargestellten Häusern verkörpert wird, belebt er die gemalten Häuser mit Hilfe von Geschichten, ohne dass sie auf der Leinwand durch Schreiben erzählt werden.
Architektur-Darstellungen im weitesten Sinne, gehören zu den beliebten klassischen Gattungen in der zeitgenössischen Malerei. Das hier oft anzutreffende Spiel mit den ästhetischen Effekten der Neuen Medien wird bei Noltensmeier allerdings vermieden, indem er der malerischen Ästhetik bewusst treu bleibt.
Er erreicht dies durch gestische, mitunter auch abstrakte Bildpassagen und der steten Präsenz des Werkprozesses – sichtbar in vertikal verlaufenden Farbschlieren. Trotzdem wirkt seine Malweise nicht ungestüm, sondern kontrolliert. Die Farbe liegt glatt auf dem Bildträger, der oft in grellen Farben vorbereitend grundiert wurde. Dies ist auch noch in vollendetem Zustand an den Bildrändern zu erkennen und steht im Kontrast zu der ansonsten dezenten Farbwahl.
Jürgen Noltensmeiers favoritisierte Technik ist die Ei-Tempera in verschiedenen Mischformen. Die traditionelle Rezeptur einer byzantinischen Mischung (unter Zusatz von Wachsseife) erzeugt z. B. wenige optische Effekte, was Folgen auf den Schaffensprozess hat. Wie in der Freskenmalerei muss in diesem Fall sehr zügig gearbeitet werden. Pausierende Unterbrechung und Fortsetzung des Malprozesses mit zeitlicher Verzögerung sind nicht möglich.
Die volle Leuchtkraft des Pigments entfaltet sich hier bereits beim ersten und einzigen Farbauftrag. Der Einsatz verschiedener Bindemittel-Mischungen in ein und demselben Bild führt zu unterschiedlichen Bedingungen während des Arbeitens. Als Ergebnis wirken einige Passagen schnell und großflächig gemalt, andere dagegen werden, mit großer Sorgfalt, detailliert ausgeführt. So erfordert die Gestaltung eines Vorhangs zuweilen dieselbe Zeit wie das gesamte übrige Bild.
Jürgen Noltensmeier: All things must pass
Milieustudien aus Suburbia in Ei-Tempera